Sind Wildblumenwiesen mit heimischen Arten eine sinnvolle Maßnahme gegen den Rückgang von Insekten?

von Moritz Baumeister

Das Feldwerk-Team war mit dieser Frage an mich herangetreten und ich werde nun aus meiner, dem Naturschutz zugewandten, Perspektive ein paar Worte darüber verlieren.

Seit spätestens 1992 mit dem Unterzeichnen der Biodiversitätskonvention von 168 Staaten sowie der Europäischen Union ist der weltweite Rückgang der biologischen Vielfalt ins Zentrum politischer Bestrebungen gerückt. Seitdem sind viele Bemühungen, den Artenrückgang zu stoppen, auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene gewachsen. Jedoch wurde mit der Zeit klar, dass es trotz aller Bemühungen keine Trendumkehr gibt und das Artensterben ungebremst weitergeht [1]. Als Erklärung dient meist, dass die Ursachen des Biodiversitätsrückganges trotz der Bestrebungen sich sogar eher ausgeweitet und intensiviert haben. Eine dieser Ursachen ist die derzeitige Art und Weise wie wir als Gesellschaft für unsere Nahrungsmittelgewinnung Landwirtschaft betreiben [2]. Das Wort Kulturlandschaft ist mittlerweile weniger zutreffend als die Begrifflichkeit Produktionslandschaft, in der es nicht um den Erhalt der natürlichen Lebensraumfunktionen geht, sondern primär um effiziente Produktion [3]. Unsere heutige Agrarlandschaft zeichnet sich meist eher durch Strukturarmut als durch Vielfalt aus. Das ist ein Problem für den Erhalt von Biodiversität, da der Grad an Landschaftsheterogenität und damit die Diversität an ökologisch relevanten Strukturen meist positiv mit der Vielfalt an Arten korreliert [4,5]. Eine Möglichkeit in der Landschaft mehr Heterogenität zu schaffen, ist das Umwandeln von intensiv bewirtschafteten Flächen in naturnähere Flächen [6]. Blumenwiesen mit heimischen Arten als Bestandteil der Landschaft auf bisher intensiv bewirtschafteten Flächen anzulegen ist daher eine der Biodiversität auf lokaler Ebene zuträgliche Maßnahme. Einer Wildblumenwiese mit heimischen Arten Raum im Landschaftsmosaik einzuräumen hat das Potential eine von vielen Stellschrauben zu sein an denen es zu drehen gilt, um den Weg hin zu einer nachhaltigeren Landnutzung einzuschlagen in der der Rückgang der Arten abgefangen werden kann [7,8,9,10]. Es kann insbesondere dann von Bedeutung sein, wenn eine Blühpatenschaft mit der Einsicht einhergeht, dass wir gemeinsam in naher Zukunft viele Stellschrauben gleichzeitig drehen müssen, um die Katastrophe des Artenverlustes wenigstens abzumildern [11]. Daher ist der lokale Beitrag des Feldwerk-Projektes zum Erhalt der verbliebenen „Artenreste“ [12] unserer Kulturlandschaft durch das Anlegen von Wildblumenwiesen mit heimischen Arten meiner Ansicht nach ein sinnvoller Schritt in die richtige Richtung.

 

Quellenangaben:

  • Butchart et al. (2010). Global biodiversity: indicators of recent declines. Science
  • McLaughlin & Mineau (1995). The impact of agricultural practices on biodiversity. Agriculture, Ecosystems & Environment
  • Succow, M., Jeschke, L., & Knapp, H. D. (2012). Naturschutz in Deutschland. Rückblicke—Einblicke—Ausblicke. Christoph Links, Berlin.
  • Bennett et al. (2006). Properties of land mosaics: implications for nature conservation in agricultural environments. Biological conservation
  • Haslem & Bennett (2008). Countryside elements and the conservation of birds in agricultural environments. Agriculture, ecosystems & environment
  • Fahrig et al. (2011). Functional landscape heterogeneity and animal biodiversity in agricultural landscapes. Ecology letters
  • Haaland et al. (2011). Sown wildflower strips for insect conservation: a review. Insect Conservation and Diversity
  • Streese & Gille (2018). Erfolgskontrolle eines Artenschutzprojektes im urbanen Raum – Wildbienen (Hymenoptera, Apiformes) auf einer Wildblumenwiese in Schwedt (Brandenburg).
  • Haaland & Bersier (2011). What can sown wildflower strips contribute to butterfly conservation?: an example from a Swiss lowland agricultural landscape. Journal of Insect Conservation
  • Korpelaet al (2013). Can pollination services, species diversity and conservation be simultaneously promoted by sown wildflower strips on farmland?. Agriculture, ecosystems & environment
  • Steffen et al (2015). Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. Science
  • Kleijn et al. (2011). Does conservation on farmland contribute to halting the biodiversity decline? Trends in ecology & evolution